Liebe Freunde der Sicherheit,
heute mal etwas, was uns vom eigentlichen Thema des Blogs wegführt. Die am 25. Oktober 1994 als Onlineversion des Nachrichtenmagazins Der Spiegel gegründet Plattform ist die meistgeklickte Nachrichtenseite im deutschen Sprachraum. Aber wo Erfolg und publizisitische Macht sind, dort ist auch Kritik. Stefan Niggemeier kritisierte letzthin die zunehmende Fixierung auf Spannung statt auf die Nachrichteninhalte. Und Fefe spricht schon lange nur noch vom „ehemaligen Nachrichtenmagazin“. Medienkritische Blogs und Zeitschriften befassen sich ebenfalls mit Spiegel Online, etwa die von Timo Rieg verantwortete Zeitschrift Spiegelkritik (SpKr) oder der vom Journalisten Torsten Engelbrecht betriebene Spiegel-Blog, in dem Recherchefehler und Einseitigkeiten in der Berichterstattung des Leitmediums kritisch reflektiert werden.
Für ein kleines Forschungsprojekt beschäftige ich mich zurzeit ein wenig mit dem Sprachgebrauch auf Spiegel Online. Gewissermaßen als Nebenergebnis habe ich eine Statistik über die Artikel- und Textmengen in den Ressorts des Online-Magazins in den letzten 11 Jahren berechnet. Um der Diskussion um Spiegel Online eine breitere empirische Basis zu geben, habe ich gedacht, ich stelle die Zahlen mal als Grafiken online.
Zur Quelle: Ich habe alle Artikel im Online-Archiv von Spiegel Online gezählt. Manche Ressort-Archive gingen zum Zeitpunkt des Crawlens bis auf das Jahr 1997 zurück. Allerdings war ich mir unsicher, wie vollständig die Archive waren. Andere Ressortarchive begannen erst mit dem Jahr 2000. Daher sind m.E. die Ergebnisse erst ab dem Jahr 2000 valide. Die durchschnittliche Wortzahl pro Artikel ließ sich natürlich auch schon vorher mit dem vorhandenen (selektiven) Material berechnen. Es rauscht immer ein bisschen in den Daten. Die vorgestellten Tendenzen sind aber eindeutig. Ich kommentiere die Ergebnisse nicht, das habe ich schon hinreichend durch meine Auswahl gemacht.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Artikelzahl in den jeweiligen Ressorts:
Wenn man den prozentualen Anteil der Ressorts an der jährlichen Gesamttextmenge berechnet, dann ergibt sich folgende Grafik:
Für den, der es gerne etwas übersichtlicher hat: Hier mal die Entwicklung der Anzahl der Artikel in den Ressorts Panorama, Politik – Deutschland und Politik – Ausland:
Allerdings muss man der Fairness halber sagen, dass die Artikel im Ressort Panorama durchschnittlich kürzer sind, als die in den Politik-Ressorts. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Artikellängen in den Ressorts. Interessant ist der Knick nach 2009:
Schaut man sich die Gesamtwortzahl an, die in den jeweiligen Ressorts produziert wurde, dann fallen die Unterschiede zwischen Politik und Panorama nicht so krass aus:
Hier auch noch ein Blick auf die anteilsmäßige Verteilung der Wortzahl auf die Ressorts:
Wer die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren will, kann das so machen:
Scharloth, Joachim (2011): Einige Fakten zu Spiegel Online – Statistik zur Ressortentwicklung von 2000-2010. Online: http://www.security-informatics.de/blog/?p=372.
Ich schicke euch auch gerne die Zahlen zu. Aber WordPress und Tabellen sind halt keine Freunde und meine Zeit ist begrenzt. Die unveränderten Grafiken darf man natürlich verwenden, wenn die Quelle genannt wird.
Als ich das erste Mal Fefes „Ehemaliges Nachrichtenmagazin“ gehört hatte, fand ich das lustig, aber doch etwas stark.
Danke für diese Aufstellung – es scheint wohl etwas dran zu sein, zumindest nach den reinen Zahlen. Wenn man den eigentlichen Artikel-Inhalt noch hinzunimmt, ist das Bild rund, und man sieht wohin die Reise geht. Allerdings hatte der Print-Spiegel gefühlt einen schlimmeren Absturz in den letzten Jahren.
Was mir als Autorin spontan auffällt: Mit Wortzahlen kann ich nichts anfangen. Die Soll-Anforderungen liegen in den Redaktionen immer in Zeichen oder Zeilen vor – niemals in Wortzahlen. Das ist, glaube ich im angelsächsichen Raum verbreitet, nicht aber im deutschsprachigen Raum.
Wie lang ist eine Zeile im Browser? Normalerweise hängt das doch von den Einstellungene eines jeden Nutzers ab, d.h. das Zählen von Wörtern dürfte für Onlinemedien IMHO das bessere Kriterium sein,